Die Arbeit im Gesundheitswesen ist eine noble Berufung, doch allzu oft können toxische Kommunikationsmuster den Klinikalltag belasten. Eine schlechte Kommunikation kann nicht nur das Arbeitsklima beeinträchtigen, sondern auch die Qualität der Patientenversorgung negativ beeinflussen. In diesem Artikel beleuchten wir die Herausforderungen toxischer Kommunikation im Gesundheitswesen und geben wertvolle Ratschläge, wie man ihnen begegnen kann.
Inhalt
1. Was versteht man eigentlich unter toxischer Kommunikation?
1. Was versteht man eigentlich unter toxischer Kommunikation?
Toxische Kommunikation kann in ganz unterschiedlichen Formen auftreten:
Mobbing, Benachteiligung, Geringschätzung, Ironie, Hohn, Zynismus, Demütigung, Degradierung, Herunterspielen, Manipulation, Behauptung, Bloßstellung, Übergehen und Provokation - um nur einige der vielen Facetten zu nennen.
Wenn man sich diese Liste an Beispielsituationen so betrachtet, kommt man nicht umhin zu erkennen, wie oft wir schon Opfer von toxischer Kommunikation geworden sind, aber auch, wie häufig wir wahrscheinlich selbst im Alltag toxisch kommunizieren - aus Gewohnheit, Unachtsamkeit, Stress, um zu verletzen oder, weil wir uns selbst verletzt fühlen.
Die Kommunikation unter uns Menschen wird dann toxisch, wenn die Stimmung durch sie vergiftet wird. Diesen Moment spüren wir auch körperlich:
Toxische Kommunikation trifft ins Herz, beschäftigt das Gehirn und
liegt schwer im Magen.
Erinnern Sie sich an bestimmte Momente auf der Arbeit in der Klink, in denen Sie sich in einer solchen Situation befunden haben?
Wie hat sich das angefühlt? Was hat das mit Ihnen gemacht?
2. Die Auswirkungen toxischer Kommunikation
Wir erkennen toxische Kommunikation am besten an unseren eigenen Reaktionen. Denn oben genannte Situationen führen oft zu Schuldgefühlen, einem schlechten Gewissen, Scham, Selbstzweifeln oder sogar zu Selbstwertangriffen, Niedergeschlagenheit, tiefer Kränkung, Wut, Ärger und Resignation.
Toxische Kommunikation wirkt sich außerdem negativ auf unser Stresslevel aus, sie kann zu chronischer Erschöpfung und auf lange Sicht sogar zu Burnout führen.
Wenn die Kommunikation in einem Team gestört ist, leidet die Zusammenarbeit. Arbeitsabläufe und Aufgabenteilung funktionieren nicht mehr, auch die Koordination zwischen verschiedenen Abteilungen kann beeinträchtigt werden, was zu ineffizienter Arbeitsweise führen kann und sich negativ auf die Qualität der Patientenversorgung auswirkt.
Dies führt zuletzt auch zu einer sinkenden Arbeitsmoral, da eine solche Atmosphäre auf Dauer unglücklich macht. Toxische Kommunikation schädigt damit auch die Motivation der Mitarbeiter. Sie fühlen sich möglicherweise nicht wertgeschätzt oder respektiert, was sich langfristig negativ auf die Arbeitsleistung auswirken kann. Der Krankheitsstand steigt, Mitarbeiter beschränken sich auf Dienst nach Vorschrift oder kündigen.
3. Das schleichende Gift
Toxische Kommunikation ist schwer zu fassen, da sie häufig versteckt abläuft, ansteckend ist wie ein Virus und alles um sich herum leise vergiftet.
Das Gefährliche an toxischer Kommunikation im
Klinikalltag ist die Gewöhnung daran.
Oft nehmen wir sie gar nicht wahr, da wir zu sehr an so eine Art von Kommunikation gewöhnt sind:
„Heute ist ausnahmsweise auch mal Eile geboten..."
„Dir kann man beim Arbeiten aber auch die Schuhe besohlen, oder?“
„Lächel doch mal!“
„Noch nicht fertig?“
"Hab dich doch nicht so, das war doch nicht so gemeint."
„Nehmt euch alle mal ein Beispiel an Anja, die ist immer gut gelaunt.“
„Mach mal den Sparmodus aus und deine Lampen an – Hirn einschalten!“
4. Tipps für eine allgemein besser gelingende Kommunikation im Alltag
1. Aktives Zuhören:
Hören Sie aufmerksam zu, wenn jemand spricht. Zeigen Sie Interesse an den Anliegen Ihrer Kollegen und Verständnis. Lassen Sie den Sprechenden ausreden. Es kann sich auch positiv auf die Konversation auswirken, wenn ein Anliegen oder ein Problem von dem Zuhörenden nochmal wiederholt wird, um zu zeigen, dass er zugehört und verstanden hat.
2. Klare und präzise Kommunikation:
Sprechen Sie klar und deutlich. Vermeiden Sie vage Ausdrücke, um Missverständnisse zu minimieren. Am besten geben Sie auch klare Zeiten oder Daten an, um demjenigen ein genaues Bild der Aufgabe und dem Zeitrahmen zu verschaffen.
3. Konfliktlösungskompetenzen entwickeln:
Lernen Sie, Konflikte konstruktiv anzugehen. Finden Sie gemeinsame Lösungen, die die Bedürfnisse aller berücksichtigen. Hierzu finden Sie auch passende Workshops und Seminare in unserem Angebot, schreiben Sie uns!
4. Feedback geben und empfangen:
Geben Sie regelmäßig konstruktives Feedback und nehmen Sie es auch an. Zu diesem Zweck lohnt es sich Feedbackregeln mit dem gesamten Team gemeinsam zu erstellen, an die sich auch alle zu halten haben. Dies fördert eine offene Kommunikationskultur und minimiert Befürchtungen und Stress.
5. Narzisstische Führungskräfte, Toxische Kommunikation und die Gefahren von Gaslighting
Narzisstische Führungspersonen können im Gesundheitswesen besondere Herausforderungen darstellen. Sie zeichnen sich oft durch ein übersteigertes Selbstbewusstsein, eine geringe Empathie und einen unersättlichen Bedarf nach Bewunderung aus. Diese Eigenschaften können zu toxischen Kommunikationsmustern führen, da sie möglicherweise Schwierigkeiten haben, die Bedürfnisse und Anliegen ihrer Teammitglieder angemessen zu berücksichtigen.
Wenn Sie gerne wissen möchten, anhand welcher Eigenschaften Sie erkennen können, ob es sich bei Ihrem Kollegen oder Ihrem Chef um einen Narzissten handelt, klicken Sie auf diesen Link. Er wird Sie zu dem entsprechenden Artikel auf der Webseite von Dr. Sven Sebastian weiterleiten.
ACHTUNG: Auch Menschen, die keine narzisstische Persönlichkeitsstörung haben (oder nur Anteile davon) können toxisch kommunizieren, d.h. Sie können auch unter toxischer Kommunikation leiden, ohne dass Narzissten in diesen Situationen beteiligt sind. Allerdings kommt es häufig vor, dass man – oft ohne es zu wissen- mit Narzissten beruflich zu tun bekommt, weshalb wir uns entschieden haben, diesen Aspekt mit zu beleuchten.
In einer Umgebung, in der eine Führungskraft toxisch kommuniziert, kann ein starkes Machtungleichgewicht entstehen. Dies kann dazu führen, dass Mitarbeiter sich nicht trauen, Missstände anzusprechen oder sich gegen ungesunde Arbeitsbedingungen zu wehren. Die Gesundheit und das Wohlbefinden der Mitarbeiter können ernsthaft gefährdet sein.
6. Gaslighting als Manipulationsstrategie und seine Folgen
Gaslighting ist eine besonders gefährliche Form der toxischen Kommunikation, bei der die Realität eines Menschen manipuliert wird, um sie zu verwirren oder zu destabilisieren. Narzisstische Führungskräfte setzen möglicherweise Gaslighting ein, um Kritik abzuwehren, Verantwortung zu leugnen oder die Wahrnehmung der Realität zu verdrehen. Dies kann ernsthafte psychische Auswirkungen auf die Betroffenen haben.
Im Gesundheitswesen sind die Folgen von Gaslighting besonders bedenklich. Wenn Mitarbeiter in einer Umgebung arbeiten, in der ihre Bedenken heruntergespielt oder ignoriert werden, kann dies zu vermeidbaren Fehlern und schlechterer Patientenversorgung führen. Die Gefahr von Burnout und emotionaler Erschöpfung steigt ebenfalls deutlich an.
7. Tipps zum Umgang mit narzisstischen Führungskräften und Gaslighting
1. Selbstreflexion und -schutz:
Erkennen Sie die Anzeichen von Gaslighting und setzen Sie klare Grenzen. Ihre Wahrnehmung und Ihre Gefühle sind wichtig und gültig.
2. Selbstfürsorge:
Investieren Sie in Ihre eigene Gesundheit und Ihr Wohlbefinden. Eine starke Selbstfürsorge kann dazu beitragen, den Stress und die Belastungen durch toxische Kommunikation besser zu bewältigen.
3. Klare Kommunikation und klare Grenzen:
Kommunizieren Sie klar und setzen Sie Grenzen. Bitten Sie um spezifische Anweisungen und Erwartungen, um Missverständnisse zu vermeiden.
4. Dokumentieren Sie Ihre Arbeit:
Halten Sie Ihre Erfolge und Leistungen schriftlich fest. Dies kann als Beweis für Ihre Arbeitsqualität dienen und möglicherweise dazu beitragen, Anerkennung zu erhalten.
5. Dokumentation von Vorfällen:
Halten Sie schriftlich fest, wenn Gaslighting oder toxische Kommunikation auftritt. Eine sorgfältige Dokumentation kann als Beweis dienen und möglicherweise notwendige Maßnahmen unterstützen.
6. Unterstützung suchen:
Suchen Sie Hilfe bei vertrauenswürdigen Kollegen, Vorgesetzten oder HR-Vertretern. Gemeinsame Unterstützung und der Austausch von Erfahrungen können helfen, mit schwierigen Situationen umzugehen und angemessene Lösungen zu finden.
7. Professionelle Hilfe in Betracht ziehen:
In einigen Fällen kann es notwendig sein, professionelle Hilfe von einem Therapeuten oder Coach in Anspruch zu nehmen, um die emotionalen Auswirkungen von Gaslighting zu bewältigen.
8. Fazit
Toxische Kommunikation im Klinikalltag kann schwerwiegende Auswirkungen auf die Gesundheit der Mitarbeiter und die Qualität der Patientenversorgung haben. Es ist entscheidend, aktiv Strategien zu entwickeln, um dieser Herausforderung zu begegnen. Klare Kommunikation, der richtige Umgang mit narzisstischen Führungspersonen und die Entwicklung von Kommunikationskompetenzen sind entscheidende Schritte auf dem Weg zu einem gesünderen Arbeitsumfeld im Gesundheitswesen.
Falls Sie Interesse daran haben, gehirngerechte und gesundheitsfördernde Kommunikation zu erlernen oder auch Strategien für den Umgang mit toxischen oder narzisstischen Persönlichkeiten erlernen möchten, klicken Sie auf diesen Link, der Sie zu unserem Angebot führen wird.
Wir bieten Einzelcoachings sowie Workshops und Seminare für Klinikpersonal, Ärzte und Führungskräfte an.
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